Ich möchte heute eine Geschichte von mir, meiner Mutter und dem Vogelfutter erzählen. Keine Angst, klingt langweilig, ist aber kurz.
Letzte Woche, kurz vor dem kalendarischen Herbstanfang entschlossen sich meine Mutter und ich dazu, doch der Umwelt, insbesondere den Vögeln etwas Gutes zu tun. Es waren die ersten Tage, an denen es langsam frisch wird und man sich wehleidig einen Pullover überstreifen muss, wenn man zum Rauchen vor die Tür geht.
Es ist schmerzlich zu bemerken, dass dem geliebten Sommer mit all seinen Freiheiten (vor allem Kleidungstechnisch), ungeduldig der Staffelstab entrissen wird, denn nach dem langen Winter hat auch er sich ein wenig mehr Zeit gelassen und damit den sowieso immer zu kurz kommenden Herbst noch mehr gereizt.
In diesen Zeiten also entschlossen sich Mutter und ich dazu, in den Baumarkt zu fahren, um Vogelfutter und Baumaterialien für ein Futterhaus zu besorgen. Zwei Frauen im Baumarkt, na das konnte ja lustig werden.
Nicht auszudenken, wie wir nach strapaziösem und vor allem langweiligem Shoppen in Marke Eigenbau hämmern, schrauben und sägen wollten.
Vor dem Vogel füttern erst einmal das Gehirn mit Infos füttern
Vor solch Wagnissen und Entscheidungen sollte man sich genauestens informieren. Ich als Technik- und Internetbeauftragte durfte mich vorher also durch zahllose Umweltvereins-, Tierschützer- und Ornithologenwebsites klicken, nur um festzustellen, dass man es in dieser Frage wirklich keinem Recht machen kann.
Einem gewissen Peter Bertold, Vogelwissenschaftler und Ganzjahresfütterer waren die geflügelten Gartengäste sogar so lieb, dass er das Füttern keineswegs auf die leichte Schulter nahm und wortgewandt die Naturschutzverbände abstrafte, die nur zu Winterfütterung raten.
Richtiges Futter, falsches Futter, Kalorienangaben auf der Verpackung, oder Fetthaltigkeit, richtige Streuung, Fütterungszeiten, darüber gibt es mehr als zwei Meinungen.
Und das nur zum Vogelfutter!
Weiter geht es ja noch mit dem Futterhaus
Richtiger Standort, Höhe, Vorrichtungen zu Feindabwehr, das Anlocken der richtigen Arten und Vogelsoziale Gerechtigkeit, auch hier Themen, die dem sonst eher weniger geflügelinteressierten Bürger ratlose Falten auf die Stirn treiben. Stunden über Stunden verbrachte ich vor dem (mittlerweile flimmernden) Bildschirm und wusste morgens um 3:25 nicht mehr, ob ich Mensch oder Vogel war.
Das Problem: Schlauer war ich nicht geworden. Wir wollten es doch ökologisch korrekt angehen, das richtige Vogelfutter, das richtige Häuschen, alles korrekt.
Und nun?
Der Geistesblitz im Fall Vogelfutter
Mir fiel ein Bekannter ein, dessen neues Igelhaus, welches seinen sonst schon überpflegten Garten noch weiter aufwertet, bei „Wildtierfreund“ zu haben gewesen war.
Ich befragte eine bekannte Suchmaschine und fand heraus, dass hier für jemanden gesorgt wird, der Probleme wie ich zu handeln hat.
Meine Mutter ließ ich darüber im Dunkeln, denn ich hatte als Kind der Computergeneration einen Ruf zu verlieren. Klammheimlich bestellte ich also alles nötige, ein komplettes Futterhaus und das Vogelfutter dazu und nach 2 Tagen war alles bei mir. Verräterische Kartons wurden entsorgt und alles aufgebaut. Meine gestresste Mutter eröffnete mir quasi direkt schon in der Tür, dass sie nach diesem eher weniger entspannten Tag auf nichts weniger Lust hätte, als auf Vogelhäuser.
Wie gut, dass ich sie dahingehend überraschen konnte, denn mittlerweile hatten sich schon die ersten Spatzen und Meisen im neuen Garten-Kleinod eingefunden und frönten munter der Völlerei. Und jetzt sitzen wir wieder hier auf der Couch, ökologisch korrekt und reinen Gewissens – und knabbern auch aus Solidarität, ein paar Sonnenblumenkerne.